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Auf dem Firmenparkplatz grünen Wasserstoff tanken
DHBW Mannheim startet Forschungsprojekt für einen klimafreundlichen Außendienst
Für Unternehmen, die ihren Außendienst umweltfreundlicher gestalten wollen, sind E-Autos ein erster Ansatz. Doch wer kürzere Ladezeiten und höhere Reichweiten benötigt, ist mit Wasserstoff-Brennstoffzellen-Fahrzeugen besser bedient. Das Problem: In Deutschland gibt es erst ca. 100 öffentlich zugängliche Wasserstofftankstellen. Bleiben H2-Autos also Zukunftsmusik? Nicht in Sinsheim. Die dort ansässige B&S Service GmbH realisiert gemeinsam mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mannheim ein wegweisendes Pilotprojekt für einen effizienten und CO2-neutralen Kundendienst: Eine lokale Wasserstofftankstelle auf dem firmeneigenen Parkplatz. Das Projekt wurde am 24.01.2024 vorgestellt und begeisterte Landtagsabgeordnete, Interessierte aus der Industrie und die Geschäftsführung der IHK Rhein-Neckar.
Für kurze Strecken und flexible Lade-Zeitfenster sind E-Autos privat wie geschäftlich eine attraktive Alternative zum Verbrenner. Der kontinuierliche Anstieg an zugelassenen E-Fahrzeugen zeigt, dass damit große Teile der Mobilitätsanforderungen abgedeckt werden können. Doch nicht alle. Die B&S Service GmbH in Sinsheim hat bereits vor einigen Jahren einen Großteil ihrer Firmenflotte auf batterieelektrische Fahrzeuge umgestellt. Zu geringe Reichweiten kombiniert mit zu langen Ladezeiten haben aber die Personalkosten um bis zu 20 Prozent erhöht. Damit die Außendienstmitarbeiter*innen dennoch effizient und CO2-neutral unterwegs sein können, bieten sich Wasserstoff-Brennstoffzellen-Fahrzeuge an.
Innovativer Ansatz für kostengünstigen Wasserstoff auf dem eigenen Parkplatz
Da man Wasserstoff prinzipiell überall dort erzeugen kann, wo Strom und Wasser zur Verfügung stehen, entschied sich die B&S Service GmbH dazu, den Berg zum Propheten zu holen und startete mit dem Forschungscluster Elektrochemie (ELCH) der DHBW Mannheim das gemeinsame Projekt "Hydrogen Fueling@Home": Eine Wasserstoff-Tankstelle auf dem eigenen Firmengelände, für den der grüne Strom aus einer Photovoltaik-Anlage vor Ort gewonnen wird. Es handelt sich dabei um ein skalierbares System, sodass es an die Anzahl der Brennstoffzellenfahrzeuge angepasst werden kann. Die Innovation des Vorhabens: Das relativ kleine Betankungssystem bestehend aus einem Elektrolyseur, einem Wasserstofftank und einem elektrochemischen Verdichter – aktuell als mobile Variante in einem 9 m³ großen Anhänger – soll kostengünstig und praktisch wartungsfrei kontinuierlich Wasserstoff bereitstellen. Spätestens in zwei Jahren soll das Projekt abgeschlossen sein, die Betankungsdauer auf ca. 10 Minuten reduzieren und das erste Wasserstoff-Auto bei der B&S Systeme ins Rollen bringen. Die Projektpartner wären damit die ersten in Europa, die eine kleine, dezentrale Betankungsmöglichkeit für Wasserstoff-Fahrzeuge realisiert hätten.
Home-Refueling-Projekt findet Anerkennung bei Gästen aus Politik und Industrie
Am 24.01.2024 wurde das vom Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg geförderte Projekt sowie ein erstes Vorführmodell der Wasserstoff-Tankstelle bei der B&S Service GmbH in Sinsheim vorgestellt. "Wasserstoff wird für die Firma B&S Service GmbH eine Alternative in der Zukunft werden, denn für uns spielt Autarkie und Klimaneutralität in unserem bisherigen Konzept eine sehr große Rolle", betont Geschäftsführer Konrad Weiß in seiner Begrüßung zu dem Vorzeigeprojekt im Rhein-Neckar-Kreis. Dass die DHBW Mannheim mit ihrer Forschungsstärke und -erfahrung genau die richtige Partnerin für Wasserstoff-Projekte wie dieses ist und welche Schritte dafür geplant seien, präsentierten Prof. Dr. Alexandra Dunz, Prodekanin der Fakultät Technik an der DHBW Mannheim, und DHBW-Projektleiter Prof. Dr. Volker Schulz. Anschließend bot sich ausreichend Zeit, um das Vorführmodell zu besichtigen und anhand eines Hyundais Nexo zu erfahren, wie ein Wasserstoff-Brennstoffzellenfahrzeug funktioniert. Ca. 25 Teilnehmer*innen, darunter auch die Landtagsabgeordneten Albrecht Schütte (CDU) und Hermann Katzenstein (Grüne) sowie Andreas Kempff, Geschäftsführer der IHK Rhein-Neckar, ließen sich von dem Projekt begeistern und gingen in einen spannenden Austausch mit der Gastgeberin und den Mitgliedern des DHBW-Forschungsclusters. Neben den bereits genannten Professor*innen waren auch Prof. Dr. Sven Schmitz sowie der Projektmitarbeiter Christian Geml zugegen und beantworteten als langjährige Wasserstoff-Experten im Forschungscluster ELCH und diejenigen mit der größten Betriebserfahrung in der Arbeit mit einem elektrochemischen Verdichter in ganz Deutschland die Fragen der Gäste.
Forschungsstark für Industrie und Wirtschaft
Der Forschungscluster Elektrochemie (ELCH) in der Fakultät Technik der DHBW Mannheim konzentriert sich auf nachhaltige Mobilität. Gemeinsam mit Partnern aus der Industrie wurden bereits zahlreiche Forschungsprojekte für Problemstellungen aus der Praxis rund um Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie realisiert. Basis für das Home-Refueling-Konzept im Projekt H2F@Home sind Erkenntnisse aus Linda Schorers kooperativer Promotion mit der DHBW Mannheim, die den Fokus auf Privathaushalte gelegt hatte. Linda Schorer war bis Mitte 2023 Mitglied im Forschungscluster ELCH.