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Schöpft aus 10 Jahren Führungserfahrung
Prof. Dr. Volker Lanninger über (Eigen-)Verantwortung und seine Ziele als Professor
Kontinuität statt vieler Wechsel – wenn Prof. Dr. Volker Lanninger sich irgendwo wohl gefühlt hat, ist er auch lange geblieben. Das gilt für die TU Kaiserslautern und ebenso für die Hays AG. An diesen beiden teils parallellaufenden Stationen seines Lebens hat er die Gelegenheit genutzt, vielfältige berufliche Erfahrungen zu sammeln sowie sich stets weiterzuentwickeln. Und: Er hat er sich damit perfekt auf seine Tätigkeit als Wirtschaftsinformatik-Professor und Studiengangsleiter in WI - Application Management an der DHBW Mannheim vorbereitet. Gestartet hat er bereits am 1. Januar 2022 und bereichert seitdem die Hochschule mit Fachwissen, vielen Ideen und seiner Motivation, Studierende in der Entwicklung zu verantwortungsvollen und selbstbestimmten Persönlichkeiten zu begleiten.
Herr Prof. Dr. Lanninger, Sie sind schon seit Jahresanfang an der DHBW Mannheim – wie ist es Ihnen seither an der Hochschule ergangen?
Ich hatte einen sehr guten Start. Bevor ich meine Professur an der DHBW Mannheim angetreten habe, hatte ich mich schon auf das duale Studienmodell und die damit einhergehende Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis gefreut. Und wurde dennoch positiv überrascht, denn man tritt durch die kleinen Kursgruppen in unmittelbare Interaktion mit den Studierenden, was mir sehr viel Spaß macht. Außerdem wurde ich seit meinem Antritt hier an der DHBW sehr unterstützt – egal, welche Frage ich hatte, es gab kein Nein. Ich bin zwar während meiner beruflichen Laufbahn kontinuierlich im Hochschulwesen aktiv gewesen, doch an der Dualen Hochschule finden sich zahlreiche individuelle Details, die man erst kennenlernen muss. Der kollegiale Umgang an der Hochschule hat mir dabei sehr geholfen!
Was haben Sie zuvor beruflich gemacht?
Von 1996 bis 2009 war ich an der TU Kaiserslautern und habe dort mehrere Stationen durchlaufen: Ich habe Wirtschaftsingenieurwesen, Fachrichtung Elektrotechnik, studiert und parallel dazu als wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Operations Research gearbeitet – das war mein Einstieg in die WI und dieser bin ich treu geblieben. Am gleichen Lehrstuhl war ich dann wissenschaftlicher Mitarbeiter, habe zum Thema "Auswahl Betrieblicher Standardsoftware für kleine und mittlere Unternehmen" promoviert und bin auch bis heute als Lehrbeauftragter für Betriebliche Standardsoftware im Prozessmanagement aktiv geblieben.
Von 2009 bis 2021 ging es bei der Hays AG weiter: 2 Jahre als Consultant SAP Applications, 4 Jahre Department Manager SAP, wobei ich die Leitung der In-House SAP-Abteilung der Hays AG innehatte, 1 Jahr als Head of Technology Strategy – da war ich Bereichsleiter für die Weiterentwicklung der Technologiestrategie der Hays-Gesellschaften in DACH + DK, mit Fokus auf digitale Transformation. Danach habe ich die Gesamtverantwortung für die IT der Hays Gesellschaften in Deutschland, Österreich, Schweiz, Dänemark, Schweden und Russland übernommen: Als Head of Business Solutions & Corporate Projects bzw. Director Corporate IT, Processes & Projects habe ich 5 Jahre lang die gesamte Systemlandschaft (insb. digitale Transformation) mit Applikationen (SAP und Eigenentwicklungen), Software-Entwicklung, Infrastruktur, End-User-Computing und IT Security verantwortet. Dazu gehörten weiterhin das Business Process Management und die unternehmensweiten, strategischen Großprojekte. Das spiegelt auch gut mein Verständnis von IT wider: Für mich ist IT mehr als Software und Hardware, erst wenn man abgestimmte Veränderungen an Prozessen und Systemen in Projekten liefern kann, entsteht der größte Mehrwert für das Unternehmen.
Und selbstständig waren Sie nebenbei auch noch. Sie wissen also genau, was es bedeutet, dual unterwegs zu sein!
Ja, das stimmt. 2006 habe ich mich als Consultant für Geschäftsprozessmanagement, Projektmanagement, IT-Management und Strategiemanagement selbstständig gemacht. Mir war und ist es sehr wichtig, stets ein Ohr an der betrieblichen Praxis zu haben, um neue Entwicklungen in die Lehre einfließen lassen zu können.
Das klingt nach sehr viel Erfahrung, die Sie Ihren Studierenden weitergeben können! Haben Sie sich diesbezüglich Prioritäten gesetzt bzw. konkrete Ziele für die Zusammenarbeit mit den Studierenden?
Das Thema Verantwortung hat bei mir einen besonderen Stellenwert. Zum einen habe ich selbst in den letzten 12 Jahren gerne und viel Verantwortung übernommen – vom Business Prozessmanagement bis hin zum Application Management. Dabei habe ich intensiv mit neuen Konzepten in der IT gearbeitet und eine sehr genaue Vorstellung davon bekommen, was gute Mitarbeiter*innen in diesem Bereich ausmacht und welchen Herausforderungen sie sich stellen müssen. Dieses Wissen teile ich mit meinen Studierenden schon sehr früh in ihrem Studium, um Sie bestmöglich auf ihr Berufsleben vorzubereiten. Außerdem möchte ich für meine Studierenden einen guten Rahmen schaffen, in dem sie eigene Interessen entwickeln und Ideen einbringen können. Das macht ihnen Spaß genauso wie mir und stärkt die Eigenverantwortung. Das war auch einer der vielen Aspekte, die mich vom dualen Studienmodell überzeugt haben: Bei Hays habe ich DHBW-Absolvent*innen kennengelernt und sie waren nicht nur sehr anpackend, sie wollten auch Verantwortung übernehmen. Darüber hinaus habe ich in den letzten Jahren ein breites Netzwerk in der Wirtschaft aufgebaut, das ich weiter pflegen und nutzen möchte, um neue Impulse direkt an meine Studierenden weitergeben zu können.
Welche Veranstaltungen bieten Sie an, was kann man bei Ihnen lernen und was davon finden Sie besonders spannend?
Mein Ziel ist es, in allen meinen Kursen in der Lehre präsent zu sein, denn als Studiengangsleiter ist man für die Studierenden eine Vertrauensperson und kann ihnen mehr mitgeben als nur Fachliches. Inhaltlich konzentriert es sich aktuell auf die Vorlesungen "Ökonomische und technische Aspekte der betrieblichen Informationsversorgung", "Operations Research" und "Wissenschaftliches Arbeiten". In Zukunft kommen sicherlich noch Vorlesungen aus Projekt- und Prozessmanagement und auch IT-Management und -Strategie hinzu, da reizt mich das Zusammenspiel von betrieblichen Prozessen, IT-Systemen und Menschen/Organisationen. Darauf freue ich mich schon, denn ich weiß, was in der Theorie gut klingt und in der Praxis gut funktioniert oder eben auch nicht. Ich verstehe den betrieblichen Kontext und kann Prozesse gut in Software abbilden.
Ich möchte den Studierenden die Freude an den Themen mitgeben, die ich selbst daran hatte und habe. Dabei weiß ich natürlich, dass nicht jede*r Studierende sich für alle Inhalte gleichwertig begeistern kann. Ich möchte ihnen allerdings eine gute Basis liefern, auf deren Grundlage sie wiederum andere Dinge gut verstehen können. Daher muss man sich manchmal auch einfach durchbeißen.
Warum haben Sie sich für eine Professur an der DHBW entschieden?
In meinem eigenen Studium hatte ich einige Professor*innen, die sehr praxisorientiert lehrten und den Kontext immer fundiert mitliefern konnten. Seitdem hatte ich dieses Berufsbild im Kopf. Doch bei Hays hatte ich eine tolle Zeit mit großartigen Kolleg*innen. Ich arbeite sehr gern mit Menschen zusammen und finde, es wird immer besser, je länger man das tut. Ich habe dort viel Verantwortung getragen und großes Vertrauen genossen, daher ist es mir unglaublich schwergefallen, Hays zu verlassen. Aber das duale Studienmodell, der Praxisbezug an der DHBW Mannheim und auch der Umgang der Kolleg*innen untereinander und mit mir im Berufungsverfahren haben mich überzeugt.
Würden Sie auch gern forschen?
Ich sage es mal so: Im Moment ist häufig der Tag um und es sind noch eine Menge Ideen übrig. Derzeit konzentriere ich mich gern auf meine Aufgaben in der Lehre und als Studiengangsleiter. Sobald ich dort mehr Erfahrung und Routine habe, gibt es 3 potenzielle Themenbereiche, in denen ich gern forschen würde: Zum einen IT-Management für den Mittelstand. Das war bereits Thema meiner Promotion und begeistert mich weiterhin. Da sich die Forschung üblicherweise eher auf große Unternehmen konzentriert, gibt es hier auch noch genug Potenzial. Zum anderen wären Neuerungen in IT Management und IT-Strategie ein spannendes Thema. Oder Data driven company. Hier könnte ich mir eine Zusammenarbeit mit den Data-Science-Kolleg*innen sehr gut vorstellen.
Kommen wir zurück zu Ihren Studierenden. Haben Sie einen Tipp für ein erfolgreiches Studium?
Zunächst einmal möchte ich alle Studierenden motivieren, selbst Verantwortung für ihr Studium zu übernehmen, Dinge zu hinterfragen und bei Schwierigkeiten aktiv zu werden. Wir Professor*innen und Studiengangsleiter*innen sind selbstverständlich dafür da, ihnen dabei zu helfen und sie auf ihrem Weg zu begleiten. Ein wesentlicher Aspekt dieses Weges ist es, von einer Konsument*innenhaltung in die Selbstbestimmung zu kommen.
Aber das Studium besteht natürlich nicht nur aus Büchern und Lehre. Es ist Leben, Feiern, Gleichgesinnte finden – das trägt einen auch durch schwierige Studienzeiten. Ich denke, es ist eine Frage der Balance zwischen der Selbstmotiviertheit, dem kritisch interessiert und reflektiert sein, aber auch das Leben nicht zu kurz kommen zu lassen. Das ist im dualen Studium eine anspruchsvolle Aufgabe, aber ich denke, es lohnt sich, daran zu arbeiten.
Womit beschäftigen Sie sich gern, wenn Sie nicht arbeiten?
Am liebsten verbringe ich Zeit mit Familie und Freunden. Bevor die Gefahr von Langeweile aufkommt, fällt meiner 4-jährigen Tochter immer etwas ein. Außerdem freue ich mich über Handfestes als Ausgleich zum oft Abstrakten in der IT und im Management, dann arbeite ich gerne draußen an Haus, Garten oder meinen Motorrädern. Wir leben in der Pfalz an der Weinstraße und da kann man sehr gut Fahrrad- oder Motorrad-Touren machen, leckeres Essen und Wein mit Freunden genießen.
Vielen Dank und alles Gute, Herr Prof. Dr. Volker Lanninger!