Bank- und Risikospezialistin mit Faible fürs Campen

Frau Prof. Dr. Ulrike Geidt im Interview

No risk, no fun? Im Bank- und Finanzwesen gilt eine andere Devise. Hier sind Risiken allgegenwärtig und beeinflussen die unterschiedlichen Geschäftsbereiche. Eine wesentliche Aufgabe von Banken ist es daher, Risiken angemessen zu quantifizieren und zu steuern. Eine Expertin auf dem Gebiet ist Prof. Dr. Ulrike Geidt, die seit 1. Januar 2024 an der DHBW Mannheim in den Studiengängen BWL - Bank und BWL - Finanzdienstleistungen lehrt.

Gestartet hat die Saarländerin in einem anderen Fachbereich: Sie studierte an der TU Kaiserslautern Wirtschaftsingenieurwesen und vertiefte ihr Wissen neben den Wirtschaftswissenschaften auch in Informatik – eine spannende Kombination für ihren weiteren Werdegang, wie sich im Nachhinein herausstellte. Der Switch zum Finanzwesen folgte direkt im Anschluss an ihr Studium und so war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Finanzdienstleistung und Finanzmanagement an der TU Kaiserslautern angestellt und promovierte zum Thema Kreditportfoliooptimierung. Schon zu diesem Zeitpunkt entstand der Wunsch in ihr, eine Professur zu bekleiden. Doch um ihr theoretisches Gerüst mit praktischen Erfahrungen anzureichern, entscheid sie sich für den Weg in die Wirtschaft – wo Prof. Dr. Ulrike Geidt 13 Jahre lang erfolgreich in einer großen deutschen Bank tätig war: 3 Jahre lang im Adressrisikomanagement und dann 10 Jahre in der Konzern-Revision, die letzten 6 davon als Gruppenleiterin für die Prüfung des Risikomanagements sowie des strategischen Controllings mit 9 Mitarbeiter*innen.

Warum sie zur DHBW Mannheim gekommen ist, was sie sich für ihre Aufgabe als Professorin vorgenommen hat und was sie gern in ihrer Freizeit macht, berichtet Prof. Dr. Ulrike Geidt im Interview.

Herzlich willkommen an der DHBW Mannheim, Frau Prof. Dr. Ulrike Geidt. Was gefällt Ihnen so gut am Beruf einer Professorin, dass Sie sich nach 13 Jahren in der Wirtschaft für einen Wechsel an die Hochschule entschieden haben?

Als ich während meiner Promotion wissenschaftliche Mitarbeiterin war, gehörten die Betreuung und Durchführung von Vorlesungen zu meinen Hauptaufgaben. Zusätzlich war ich nebenberuflich als Dozentin für Bank- und Risikosteuerung an verschiedenen Bildungseinrichtungen tätig. Die Lehre und Weitergabe von Wissen haben mir immer sehr viel Spaß gemacht, ebenso das wissenschaftliche Arbeiten. Dennoch wollte ich erst in die Wirtschaft gehen. Rückblickend war das für mich auch genau der richtige Weg. Ohne diese Praxiserfahrung wäre eine Professur an der DHBW Mannheim rein formell auch nicht möglich gewesen. Und ich will die letzten Jahre nicht missen, da ich eine lehrreiche und schöne Zeit bei meinem vorherigen Arbeitgeber hatte.

Wieso haben Sie sich speziell für eine Professur an der DHBW entschieden?

Keine andere Hochschule wäre eine Option für mich gewesen, denn ich wollte unbedingt Wissenschaft und Lehre mit der Praxis vereinen – und genau das zeichnet die DHBW aus. In den Vorlesungen wird ein direkter Praxisbezug hergestellt und die Studierenden erhalten sehr detailliertes Fachwissen in ihrer jeweiligen Fachrichtung, was gegenüber dem nicht-dualen Modell einen echten Vorteil für die Studierenden und für die Dualen Partner darstellt. Durch die Praxiseinsätze können sie die Inhalte der Theoriephasen mit ihren Tätigkeiten beim Partnerunternehmen in Zusammenhang bringen. Was mich außerdem überzeugt hat, ist der sehr enge Kontakt zu den Studierenden in kleinen Kursen, wodurch eine direkte Interaktion möglich ist.

Welche Veranstaltungen bieten Sie an und welche davon finden Sie besonders spannend?

Momentan sind Bankmanagement und Banksteuerung meine beiden Hauptthemenfelder. Seit Oktober 2023 habe ich bereits die Veranstaltung Bankmanagement für das 5. und 6. Semester übernommen. Darunter fallen Themen wie Regulatorik und Aufsichtsrecht, die mir viel Freude bereiten, weil sie auch zu meinen Schwerpunkten in meiner vorherigen Stelle gehörten und ich den Zusammenhang zwischen den teilweise sehr formalen regulatorischen Anforderungen und der Umsetzung in der Praxis gut herstellen kann. Außerdem halte ich die Vorlesung Investition und Finanzierung im 2. Semester, sowohl in BWL - Bank als auch in BWL - Finanzdienstleistungen. In Letzterem biete ich auch weitere Veranstaltungen zu ausgewählten Themen des Bankmanagements an. Zusätzlich werde ich gemeinsam mit einem Kollegen ein Bankenplanspiel im Studiengang BWL - Bank durchführen.

Was reizt Sie an Ihrer Aufgabe?

Fachlichkeit spielte in meinen beruflichen Stationen eine große Rolle: Das Risikomanagement einer Bank ist nun einmal sehr theoretisch. In den Vorlesungen werden wir beispielsweise immer wieder darauf schauen, wie sich Veränderungen in der Regulatorik bzw. im Aufsichtsrecht auf die Banken und ihre tägliche Praxis auswirken. Hierfür muss man immer up to date sein. Es ist also ein herausforderndes Thema, das für die Lehre spannend umzusetzen ist.

Worauf freuen Sie sich in Ihrer neuen Funktion am meisten?

Ich freue mich sehr darauf, mein Fachwissen in Kombination mit meiner praktischen Erfahrung an die Studierenden weitergeben zu können. Die Studierenden 3 Jahre lang bis zu ihrem Bachelor-Abschluss eng begleiten zu dürfen und so auch meinen Beitrag zur Erreichung dieses Ziels zu leisten, ist ein zusätzlicher Anreiz. Außerdem freue ich mich darauf, angewandte wissenschaftliche Forschung betreiben zu können. Hier möchte ich meinen Fokus ebenfalls auf die Gesamtbanksteuerung und Regulatorik legen.

Inwiefern können Studierende von Ihrem beruflichen Know-how profitieren?

Wie bei allen Professor*innen an der DHBW Mannheim können die Studierenden auch bei mir von der jahrelangen Erfahrung in der Praxis profitieren. Seit meinem beruflichen Start nach meiner Promotion in 2010 habe ich mir sehr viel Wissen angeeignet, war inhaltlich immer auf dem neuesten Stand, habe gelernt, Probleme zu erkennen und damit umzugehen. So kann ich nun auf viele Fragen mit Beispielen aus der Praxis antworten, kann Zusammenhänge und Wechselwirkungen erläutern. Außerdem sehe ich es als ein Plus an, dass ich zunächst Wirtschaftsingenieurwesen studiert und mich darin in Informatik vertieft habe. So habe ich z. B. gelernt, analytisch vorzugehen – und das ist eine Denkweise, die auch für die Arbeit im quantitativen Risikomanagement von großer Bedeutung ist. In den Vorlesungen werden meine Studierenden diese Art des Vorgehens erleben und möglicherweise adaptieren. Und was mir im Umgang mit Studierenden sicherlich sehr helfen wird, ist meine vorherige Aufgabe als Führungskraft. Ich weiß, wie ich Hilfestellungen geben, wie ich andere in ihrer persönlichen Entwicklung unterstützen kann. Jeder Mensch ist anders und das ist gut so. Ich versuche, das Beste aus jeder Person herauszuholen und sie mit ihren Stärken und Schwächen zu fördern.

Haben Sie Tipps für ein erfolgreiches Studium?  

Ich finde es wichtig, dass man sich in dem Studiengang, den man gewählt hat, wohlfühlt und immer ehrlich zu sich selbst ist, falls das Studium doch nicht das richtige sein sollte. Man investiert viel Zeit in das Studium und da sollte es Spaß machen. Bewahren Sie sich Ihre Neugier, stellen Sie Fragen, seien Sie offen und entwickeln Sie Interesse für unterschiedliche Themen, die auch sehr oft miteinander verknüpfbar sind.

Was machen Sie, wenn Sie nicht arbeiten?

Mein Mann und ich gehen sehr gern auf Reisen, auch mal auf einen Wochenend- und/oder Städtetrip. Am liebsten mit dem Camper, also frei, spontan und selbstbestimmt. Ansonsten wandere und esse ich gern mit Freunden, z. B. im Saarland und der Pfalz, oder gehe auf Konzerte.

Vielen Dank und alles Gute, Frau Prof. Dr. Ulrike Geidt.