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Im Idealzustand angekommen
Der neue Prof. Dr. Michael Scheel im Interview
Seit mehr als 20 Jahren beschäftigt sich Prof. Dr. Michael Scheel mit dem deutschen Steuerrecht, und das mit Herzblut. Begeistert von diesem spannenden Fach war er daher seit seinem Abschluss als Diplom-Kaufmann an der Goethe-Universität in Frankfurt immer wieder auch in der Lehre tätig – sei es als wissenschaftlicher Mitarbeiter, Lehrbeauftragter oder freiberuflicher Dozent an unterschiedlichen Hochschulen. Parallel dazu arbeitete er von 2008 bis 2014 als Prokurist in der Steuerabteilung der PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, legte 2009 seine Promotion ab und wurde 2011 zum Steuerberater bestellt. Dank dieser langjährigen Erfahrung hatte er alles im Gepäck, um sein Wissen als Professor und Studiengangsleiter im Studiengang RSW - Steuern und Prüfungswesen an der DHBW Villingen-Schwenningen weiterzugeben. Einziger Wehrmutstropfen: Die räumliche Entfernung zu seiner Familie, die ihren Wohnsitz weiterhin in Frankfurt hatte. So standen 7 Jahre lang Fernbeziehung und Pendeln auf dem Wochenplan. Mit der Professur an der DHBW Mannheim im Studiengang RSW - Steuern und Prüfungswesen, die Prof. Dr. Michael Scheel am 1. Oktober 2021 antrat, kann er nun ohne Abstriche dem nachgehen, was er beruflich großartig findet.
Herzlich willkommen an der DHBW Mannheim, Herr Prof. Dr. Scheel! Sie sind bereits seit 1. Oktober 2021 an unserem Standort, davor haben Sie in Villingen-Schwenningen gelehrt. Wie war Ihr Start in Mannheim?
Vielen Dank! Ich habe mich sehr gut eingefunden und wurde mit offenen Armen empfangen, innerhalb des Studiengangs, aber auch von anderen Kolleg*innen aus dem Haus. Einige kannte ich schon, so z. B. Frau Prof. Martina Corsten, die im Oktober 2020 ihre Professur in Mannheim begonnen hat und mit der ich bis dahin gemeinsam in Villingen-Schwenningen gelehrt habe. Auch Herrn Prof. Dr. Ulrich Harbrücker kannte ich aus den Unterkommissionssitzungen, also mittlerweile auch schon 7 Jahre. Außerdem habe ich seit Januar 2020 als Dozent hier in Mannheim Vorlesungen gehalten, wodurch mir der Standort und einige Kolleg*innen bekannt waren.
Warum haben Sie sich für eine Professur an der DHBW Mannheim entschieden?
Mit der ausgeschriebenen Stelle hatte ich totales Glück, da ich so meiner größten Leidenschaft, meiner Familie, näherkomme. Außerdem kann ich so weiterhin diesen erfüllenden Beruf ausüben und dem dualen Studienmodell treu bleiben – in meinen Augen das überzeugendste für Studierende im Bereich Rechnungswesen, Steuern und Wirtschaftsrecht, das es überhaupt gibt. Hier liegen Theorie und Praxis schon sehr nah beieinander, das duale Studium ist dafür wie geschaffen. Oder auch umgekehrt – RSW ist eigentlich der idealtypische Studiengang für ein duales Studium. Das war auch schon der Grund, warum ich mich 2014 für die Professur in Villingen-Schwenningen entschieden habe. Eine andere Hochschule kam damals und auch bei dem Wechsel nach Mannheim für mich überhaupt nicht in Betracht. So bin ich nun im Idealzustand angekommen.
Was genau ist es, das Ihnen an Ihrem Beruf so viel Freude macht?
Ich genieße den Austausch mit den jungen Menschen und habe Spaß daran, bei ihnen die Begeisterung für die Inhalte zu wecken. Es geht dabei um weit mehr als nur um Zahlen. Die Studierenden bereiten sich bei uns auf eine spannende Beratungstätigkeit vor, also auf einen tollen, sehr abwechslungsreichen Beruf, in dem es um die Verwirklichung von Lebenssachverhalten geht. Dabei stehen die zu beratenden Menschen im Mittelpunkt. Bei uns an der Dualen Hochschule erwerben sie das Handwerkszeug, mit dem sie ihren Klient*innen helfen können – dazu in der Lage zu sein, ist einfach ein schönes Gefühl. Neben dem Fachwissen eignen sich die Studierenden auch die entsprechenden Schlüsselqualifikationen an, in der Theorie und in den Praxisphasen direkt bei den Mandant*innen.
Welche Veranstaltungen bieten Sie an?
Im Studiengang Rechnungswesen, Steuern, Wirtschaftsrecht sind das Vorlesungen in allen Semestern zu Betriebswirtschaftlicher Steuerlehre, Besteuerung der Unternehmen, Steuerliche Gewinnermittlung und Ertragsteuern. Ich halte aber auch im Studiengang BWL - Marketing Management die Vorlesung zu Betrieblicher Steuerlehre.
Haben Sie sich für Ihre Lehrtätigkeit ein bestimmtes Ziel gesetzt?
Mir ist es wichtig, dass meine Studierenden lernen, problemlösungsorientiert zu denken, und dass sie sich ein grundlegendes Verständnis aneignen, um im Beruf Analogieschlüsse ziehen zu können. Mit rein auswendig gelernten Inhalten kommen sie nicht weit, denn man kann im Studium nicht alle potenziellen Sachverhalte durchspielen. Und für mich war Auswendiglernen immer die Höchststrafe, das möchte ich meinen Studierenden nicht antun.
Haben Sie einen Tipp für ein erfolgreiches Studium?
Machen Sie alles mit Leidenschaft und einer inneren Überzeugung. Entscheiden Sie sich nicht für den Beruf und das Studium, weil es andere von Ihnen erwarten oder weil Sie damit Geld verdienen möchten. In der Branche wird man mit so einer Motivation nicht glücklich, nicht richtig gut und hält auch nicht lange durch. Eigentlich passt der Tipp auch gut zu privaten Situationen.
Neben Ihrer Professur sind Sie Modulverantwortlicher am Center for Advanced Studies im Master-Studiengang Steuern, Rechnungslegung und Prüfungswesen. Darüber hinaus bieten Sie auch noch Online-Seminare an und haben bereits eine lange Publikationsliste. Wie sieht es mit weiteren Forschungsplänen aus?
Bei der Forschung im Steuer-Bereich handelt es sich um angewandte Forschung rund um steuerrechtliche Probleme, normative Rechtskritik und Weiterentwicklung des Rechts. Ich habe meinen Fokus auf der Unternehmensbesteuerung und verfasse dazu Fachbeiträge, so z. B. auch in der Fachzeitschrift „DStRK – Deutsches Steuerrecht kurzgefasst“, von der ich seit Januar 2020 Mitherausgeber bin. Sie erscheint 2-mal monatlich und greift Entscheidungen von BFH, EuGH, BVerfG und Finanzgerichten heraus, die für die steuerrechtliche Praxis besonders wichtig sind.
Was machen Sie, wenn Sie nicht arbeiten?
An erster Stelle steht meine Familie. Ich bin glücklich verheiratet und freue mich, nun mehr Zeit mit meiner Frau und unseren zwei Kindern verbringen zu können. Außerdem bin ich gebürtiger Frankfurter und großer Fan der Eintracht. Und auch privat räume ich dem deutschen Steuerrecht einen wichtigen Platz ein.
Vielen Dank und alles Gute, Herr Prof. Dr. Michael Scheel!