"Kenne deinen Wert"

Interaktiver Vortrag im Rahmen der Frauenwirtschaftstage

Studentinnen auf ihren Karrierewegen unterstützen: Seit 2012 richtet die DHBW Mannheim anlässlich der landesweiten Frauenwirtschaftstage Veranstaltungen mit besonderen Speaker*innen aus. Und auch Studenten sind natürlich gleichermaßen willkommen, denn der Weg zu geschlechterunabhängigen Berufsentscheidungen geht sich am besten gemeinsam.

In diesem Jahr konnte Frau Prof. Kathrin Kölbl, Professorin im Studiengang BWL - Marketing Management und Gleichstellungsbeauftragte der DHBW Mannheim, die aus den Medien bekannte Finanz- und Karriere-Coach, Susan J. Moldenhauer, für einen spannenden und interaktiv gestalteten Vortrag mit zahlreichen Hintergrundinformationen und Tipps zum wichtigen Thema Gehaltsverhandlungen gewinnen.

Sie konnten nicht bei der wertvollen Veranstaltung dabei sein? Hier finden Sie die wichtigsten Inhalte zusammengefasst:

Unsicherheiten mit Fakten begegnen

Gehaltsverhandlungen bewirken bei vielen ein mulmiges Gefühl. So ging es auch einigen Besucher*innen im Plenum. Um selbstsicherer zu agieren und auch um auf Jahresgespräche besser vorbereitet zu sein, empfahl die Karriere-Expertin, sich immer wieder auf den Prüfstand zu stellen und regelmäßig zu dokumentieren, wo man beruflich steht. Denn nur, wer seine eigene Leistung kennt und wertschätzt, kann sich auch nach außen verkaufen.

Reflektieren und finanziell unabhängig bleiben

Bei der Reflexion helfen laut Susan Moldenhauer bspw. die folgenden Fragen: Welche Lösungskompetenzen habe ich im letzten halben Jahr erworben, wo bin ich effizienter geworden? Welche Vertretungen habe ich gemacht und mich damit auch für diese Position qualifiziert? Dabei betonte Susan Moldenhauer, und das illustrierte sie auch an Beispielen, wie wichtig es für Frauen ist, vom Partner finanziell unabhängig zu bleiben und darüber in der Partnerschaft auch offen zu sprechen, um Abhängigkeiten, die unfrei machen, zu vermeiden.

In 4 Stufen zu mehr Gehalt

Nach Susan Moldenhauer ist die persönliche Weiterentwicklung, die dann über Verhandlungen auch zu einem Mehr auf dem Gehaltszettel führt, ein ganzheitlicher Prozess, der in 4 Stufen durchlaufen wird:

  • Stufe 1: Information sammeln, insbesondere über den eigenen Marktwert, die eigenen Antreiber und Antworten auf die Frage, was mich eigentlich ausmacht? Dabei spielen für das Gehalt auch viele externe Faktoren eine Rolle, z. B. die Branche, die Firmengröße aber auch die angebotenen Gehaltsbestandteile, wie feste und variable Vergütungen, Benefits und geldwerte Vorteile, wie Belegschaftsrabatte, Dienstwagen und -fahrrad, Kindergartenentgelte nach § 3 Nr. 33 EStG.
  • Stufe 2: Klarheit über die eigenen Ziele, insbesondere beim Übergang nach dem Bachelor-Abschluss. Hier gilt es, sich nicht mit dem Argument abspeisen zu lassen, dass das Unternehmen durch die Ausbildung quasi in Vorleistung gegangen sei und man jetzt keine großen Ansprüche stellen dürfe. Gerade das Gegenteil ist der Fall: Es ist legitim, für sich selbst so viel Gehalt zu fordern, wie ein*e von außen Kommende*r, sogar eher mehr, denn man selbst kennt ja schon die internen Prozesse und ist sofort auf der neuen Position einsetzbar. Zum aus dem Kreis der Studentinnen angesprochenen Thema Überstunden riet Frau Moldenhauer, im Gespräch zurückzufragen, ob es um Input gehe oder um Outcome und Effizienz, was bestimmt höher zu gewichten sei. Auch die Frage nach zu niedrig angebotenen Einstufungen oder den Sprung in die außertarifliche Entlohnung wurde beantwortet, indem Susan Moldenhauer darauf hinwies, sich genau die Bedingungen für die höheren Einstufungen anzuschauen und dann nachzuweisen, dass man die Anforderungen erfüllt. Keine Angst auch vor Lücken im Lebenslauf! Vielmehr gilt es, selbstbewusst klarzumachen, was die Zeit gebracht hat und welche Lernerfolge auch aus den sogenannten Auszeiten erzielt wurden, z. B. gute Sprachkenntnisse oder mehr Eigenständigkeit durch einen längeren Work-and-Travel.
  • Stufe 3: Haltung, bspw. zu Werten, Glaubenssätzen und "Bremssätzen" und den Erfahrungen mit Autoritätspersonen, die vielleicht immer noch negativ bei einem selbst nachwirken. Moldenhauers Tipp: In das Bewusstsein des eigenen Wertes zu kommen, aber sich auch klarzumachen, dass es in Verhandlungen immer zwei Seiten gibt, die gespielt werden. Immerhin müssen Verhandlungspartner*innen Unternehmensziele, wie Gewinnziele verbunden mit Kostenbewusstsein, verfolgen. Umso schöner und erfüllender ist es dann, gemeinsam im Aushandlungsprozess zu einem für beide Seiten guten Ergebnis zu kommen. Dabei ist die Beziehungsebene zwischen den Gesprächspartner*innen wesentlich bedeutsamer als die Sachebene. Ferner kommt es darauf an, sich als Person von dem Thema zu trennen und möglichst lösungsorientiert zu argumentieren, um das Ziel einer Kooperation zu erreichen, was viel besser ist als Kompromisse einzugehen.
  • Stufe 4: Strategie, insbesondere die 3-Ziele-Strategie plus einen Plan B als Alternative, z. B.: Wenn man nicht zum Ziel kommt, in einem halben Jahr nochmal nachzufragen, eine tolle Fortbildung auszuhandeln oder eben auch das Unternehmen zu verlassen. Zwei oder drei Zielgrößen festzulegen mit Best- und Worst-Case-Ausprägungen geben dem Gegenüber die Möglichkeit, eines oder zwei seiner eigenen Ziele zu erreichen, die vielleicht unter den eigenen Vorstellungen liegen, aber nicht so weh tun, weil das eigentlich wichtige dritte Ziel voll erreicht wird. Auch noch wichtig: Den Ankereffekt zu nutzen, was bedeutet, dass der in einer Gehaltsverhandlung erstgenannte Wert der stärkste ist. Gut ist, z. B. keine glatten Zahlen als Gehaltswunsch zu nennen. Informierter und fundierter als ein Jahresgehalt von 60.000 € wirken z. B. 61.500 €, weil der*die Gesprächspartner*in daraus eine bessere Vorbereitung auf das Gehaltsgespräch ableitet. Sich bei der Vorbereitung von Gehaltsverhandlungen auch auf Abblocksätze, sogenannte Killerphrasen, einstellen, wie "Beweisen Sie sich doch erstmal" oder "Das müssen wir mit HR machen" – das sind nach Susan Moldenhauer alles Tricks, die verunsichern sollen. Sie gab dazu die Idee, in solchen Situationen zunächst in die Ruhe zu kommen und eine Art Zustimmung zu geben, mit "Ich verstehe …", um nicht gleich wieder eine Gegenreaktion zu provozieren. Sie empfahl, allgemeine Aussagen zu tätigen, wie „Mitarbeitende einzuschätzen ist nicht einfach, eine leistungsgerechte Entlohnung wirkt aber sehr motivierend“ und dann das Gegenüber einzubeziehen, z. B. mit "Wie kann aus Ihrer Sicht eine gute Lösung hierzu aussehen?". Falls man weiter auf Granit beißt, sollte man das Gespräch vertagen und einen neuen Termin vereinbaren, eventuell zusammen mit jemandem aus dem HR – wenn das vorher das Argument war, heute zu keinem Ergebnis zu kommen. Vielleicht möchte mein Gegenüber auch einfach nur austesten, wie hartnäckig ich meine Ziele verfolge.

Zudem sensibilisierte Susan Moldenhauer für Sprache und Körpersprache, denn mit einer klaren Sprache (u. a. Weichmacher wie "eventuell" und Konjunktiv vermeiden) und einer dem*der Gesprächspartner*in zugewandten Körpersprache (Blickkontakt, offene möglichst natürliche Handhaltung, Schultern zurück) wird die eigene Forderung in ihrer Wirkung unterstützt.

Zum Abschluss gab Susan Moldenhauer den Studentinnen und Studenten mit, immer offen für Veränderung zu sein, stets ein Miteinander auf Augenhöhe anzustreben und sich gegenseitig zu unterstützen, um die Themen gemeinsam anzugehen.

Danke, Susan J. Moldenhauer, für diesen bereichernden Abend!