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Nachhaltigkeitspionierin mit internationaler Ausrichtung
Neu im Studiengang BWL - Öffentliche Wirtschaft: Frau Prof. Dr. Kira Schumacher
Das Ende der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern wird seit Langem vielfach herbeigesehnt. Nachhaltigkeit ist als Gebot der Stunde in kaum einem Bereich aktueller als in der Versorgungswirtschaft. So trifft es sich gut, dass Frau Prof. Dr. Kira Schumacher als echte Nachhaltigkeitsexpertin in genau dem Segment der öffentlichen Wirtschaft und speziell der Versorgungswirtschaft zu uns stößt.
Sie studierte BWL mit Schwerpunkt International Business an der Hochschule Mainz sowie an Partnerhochschulen in Paris (ESCE) und Buenos Aires (UCES) im Doppeldiplom und Master. Im Rahmen ihrer Diplom- und Masterarbeit spezialisierte sie sich früh auf das Thema Nachhaltigkeit. Ein Gebiet, das auch ihre berufliche Laufbahn stark prägt. Über 2 Jahre lang arbeitete sie bei BASF zuerst als Nachhaltigkeitsmanagerin und anschließend als Investor Relations Managerin. Im Anschluss war sie 8 Jahre lang am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), zuerst als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutsch-Französischen Institut für Umweltforschung (DFIU) und später als dessen Geschäftsführerin tätig. Nach einer einjährigen Station als Senior Nachhaltigkeitsmanagerin bei MVV Energie verstärkt sie seit 1. Januar 2022 nun den Studiengang BWL - Öffentliche Wirtschaft als Professorin mit dem Fachgebiet Versorgungswirtschaft.
Frau Prof. Dr. Schumacher, wie sind Sie damals zu dem deutsch-französischen Doppeldiplom-Studium gekommen?
Da ich in der Pfalz aufgewachsen bin, war die Nähe zu Frankreich immer da. Schon mit dem spielerischen Französischunterricht ab der Grundschule hat sich bei mir eine gewisse Affinität zu Frankreich und der Sprache entwickelt, die ich später im International-Business-Studium und dem Studienjahr in Frankreich ausleben konnte.
Welche Veranstaltungen bieten Sie an und was kann man bei Ihnen lernen?
Ich biete zum einen die klassischen BWL-Fächer an, in diesem Semester Organisation und Projektmanagement sowie Change Management. Marketing und Unternehmensführung kommen im Wintersemester dazu. Zum anderen lehre ich die speziellen Themen der Versorgungswirtschaft. Dieses Semester leite ich ein Seminar zu Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung in der Energiewirtschaft sowie eine Vorlesung mit dem Titel „Lösungsmethoden für umweltrelevante Vorhaben“. Eine weitere Vorlesung im Wintersemester beschäftigt sich mit Umwelt und Ressourcenmanagement.
Man könnte sagen, dass Studierende bei mir die klassische BWL lernen und gleichzeitig über nachhaltige Unternehmensführung und die Grenzen des Wachstums reflektieren sollen. Das Spannungsfeld zwischen ökonomischem Wachstum und ökologischer sowie sozialer Nachhaltigkeit wird uns in den nächsten Jahren noch sehr stark beschäftigen. Deswegen ist es wichtig, dass das, was wir unter Nachhaltigkeit verstehen, als gesellschaftlicher Prozess verstanden wird, der offen aus allen Perspektiven betrachtet, diskutiert und ausgehandelt werden muss. Mein Ziel ist es, die Studierenden zu befähigen, an dieser Diskussion teilzunehmen.
Was finden sie an Energiewirtschaft und Nachhaltigkeit besonders spannend?
Ich vermittele sehr gerne BWL, aber Nachhaltigkeit ist seit vielen Jahren mein Herzensthema. Vor über 10 Jahren habe ich meine ersten Schritte dazu im Sustainability Center der BASF gemacht. Damals wurde Nachhaltigkeit noch als ein Nischenthema wahrgenommen, bei dem vor allem Effizienzgewinne und die Eindämmung von Reputationsrisiken im Vordergrund standen. Am KIT habe ich mich 8 Jahre mit übergreifenden Nachhaltigkeitsfragestellungen und insbesondere mit der Akzeptanz erneuerbarer Energien befasst, welche auch Gegenstand meiner Dissertation war.
Weil Nachhaltigkeit zur Zeit meines Berufseinstieges noch nicht so sehr im strategischen Fokus stand, war ich bei meiner Rückkehr in die Wirtschaft bei der MVV Energie positiv überrascht, welchen Stellenwert sie heute hat. Nachhaltigkeit hat in den letzten 10 Jahren einen riesigen Sprung gemacht. Gerade Energieversorger sind Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung die zentralen Themen, denn die Energiewirtschaft steht vor der riesigen Herausforderung, unser Energiesystem tiefgreifend zu transformieren. Das ist notwendig, um Klimaneutralität in Deutschland bis zum Jahr 2045 zu erreichen und damit unseren Beitrag zu leisten, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken.
Was ist für Sie das Besondere an der Dualen Hochschule?
Das duale Studium hat aus meiner Sicht sowohl für Studierende als auch für Lehrende viele Vorteile.
Bei den Studierenden liegt der Vorteil auf der Hand. Der Wechsel zwischen Hörsaal und Arbeitsplatz trägt dazu bei, dass theoretisches Wissen direkt angewandt und damit wirklich verinnerlicht wird. Und ich bin sicher, dass man dadurch ein tieferes Verständnis für die Themen bekommt. Auch didaktisch halte ich das duale System für ein sehr sinnvolles Konzept: in einer frühen Phase des Studiums Praxiseinblicke zu sammeln und diese wiederum durch Theorie zu untermauern ist sehr hilfreich im Lernprozess.
Als Lehrende freue mich darauf, dass ich, unter anderem über die Dualen Partner, meine Kontakte in die Industrie und Wirtschaft weiter pflegen, nutzen und ausbauen kann. Dadurch kann ich sicherstellen, dass ich nicht in einem Elfenbeinturm agiere, sondern mich mit meiner Lehre am Puls der Zeit bewege. Mein Ziel ist ebenfalls, hinzuhören, was Duale Partner brauchen, welche Themen sie umtreiben, um gegebenenfalls das Angebot anpassen zu können.
Was reizt Sie an der Aufgabe hier und haben Sie sich bestimmte Ziele gesetzt?
Die Professur war schon lange mein Berufsziel. Ich brenne für die Lehre und finde den Kontakt zu den Studierenden sehr bereichernd.
Was mich besonders inspiriert, ist, junge Menschen für die Studieninhalte zu begeistern und bei ihrer Entwicklung zu unterstützen. Dafür bin ich Feuer und Flamme. Mein Ziel ist, meine Lehre ständig weiterzuentwickeln und auch innovative Lehr-Lernformate auszuprobieren.
Mir ging es bei der Entscheidung, an die DHBW zu kommen, auch darum, wie hier gelehrt und gelernt wird. Die kleinen Gruppen ermöglichen es, aktivierende Methoden einzusetzen. Man kann interaktiv zusammenarbeiten, was ich wichtig finde, um nicht nur Fachwissen, sondern auch Kompetenzen zu vermitteln. Gewisse Kompetenzen, wie zum Beispiel Diskussions- und Kritikfähigkeit, müssen einfach geübt werden.
Sie haben also einen hohen didaktischen Anspruch an sich?
Ja, auf jeden Fall! Didaktik macht mir unglaublich viel Spaß. Ich habe hierzu eine zusätzliche Qualifikation am KIT erworben: das Baden-Württemberg Zertifikat für Hochschuldidaktik. Das ist eine mehrjährige didaktische Fortbildung, die mich sehr inspiriert hat, verschiedene Methoden zur Wissensvermittlung auszuprobieren.
Wie können Studierende von Ihren beruflichen Erfahrungen profitieren?
In meiner Zeit bei der BASF habe ich Praxiserfahrungen zu Fachthemen der BWL und Nachhaltigkeit gesammelt. Bei MVV Energie konnte ich letztere vertiefen und zudem in die Versorgungswirtschaft eintauchen. Diese Erfahrungen kann ich jetzt nutzen, um in der Lehre Praxisbeispiele anzuführen und dadurch den Stoff mit Leben zu füllen.
Zusätzlich war ich in meiner Zeit als Geschäftsführerin des deutsch-französischen Instituts für Umweltforschung an verschiedenen Forschungsprojekten mit internationalen Partnern aus Deutschland, Frankreich, der Schweiz und Chile beteiligt. Hierdurch konnte ich ebenfalls viele unterschiedliche Anwendungsfälle kennenlernen, die ich jetzt in meine Vorlesungen zu Nachhaltigkeit und Umwelt einfließen lassen kann.
In welchen Bereichen würden Sie gerne an der DHBW Mannheim weiterforschen?
Mein Fokus liegt nun zunächst einmal auf der Lehre. Dennoch ist in meinem Themenbereich noch viel Raum für weitere Forschung. Perspektivisch kann ich mir vorstellen, inhaltlich an meine Promotion anzuknüpfen und zu Energiewende und Gesellschaft weiterzuforschen.
Was den Klimaschutz angeht, ist aus meiner Sicht die Wärmewende der Elefant im Raum. Diese ist im Bewusstsein der Gesellschaft noch nicht ganz so präsent, wie die Strom- und Verkehrswende. Ein Drittel der CO₂-Emissionen entsteht aus Warmwasser- und Wärmeerzeugung von Häusern und Wohnungen. Dort haben wir noch ein großes Potenzial für Verbesserung. Wenn zukünftig große Wärmeerzeuger vom Netz gehen, wie zum Beispiel das Großkraftwerk in Mannheim, stellt sich die Frage: Wo kommt unsere Wärme zukünftig her?
Beispiele für neue Wärmequellen sind Flusswärmepumpen, Geothermie- und Biomassekraftwerke und natürlich Wärmepumpen in Gebäuden. Dazu habe ich im Rahmen der Forschung für meine Dissertation gesehen, dass die Akzeptanz neuer Technologien in der Bevölkerung häufig steigt, je vertrauter Menschen mit der jeweiligen Technologie sind. Gerade Reallabore sind hier sinnvoll, um neue Lösungen und Technologien in der Praxis zu erproben.
Was ist Ihr Tipp für ein erfolgreiches Studium?
Mein Tipp an die Studierenden wäre, den Austausch und die Zusammenarbeit mit anderen Studierenden zu suchen, z. B. in Lerngruppen. Dies hat den großen Vorteil, dass man nicht nur soziale Kontakte pflegen, sondern sich auch gegenseitig helfen und motivieren kann. Jetzt, wo wir uns wieder in Richtung Präsenzlehre bewegen, ist zum Glück wieder mehr direkter Kontakt vor Ort möglich.
Außerdem ermutige ich die Studierenden, auch den Austausch zu den Lehrenden zu suchen. Scheuen Sie sich nicht, Fragen zu stellen und das Gelernte kritisch zu hinterfragen. Auch wenn Sie Hilfe im Studium benötigen, dürfen Sie auf uns zukommen.
Was machen Sie, wenn Sie nicht arbeiten?
Dann bin ich entweder in der Natur oder auf der Yogamatte zu finden. Ich liebe es, draußen zu sein, und zwar entweder weit oben in den Bergen beim Wandern und Bergsteigen oder weit unten im Meer beim Tauchen. Und vor der Pandemie bin ich auch sehr gerne gereist. Ich habe viel Freude daran, fremde Kulturen kennenzulernen und liebe es, neue Sprachen zu erlernen. Das Schönste ist, wenn man dabei mit den Menschen vor Ort in Kontakt treten kann.