Meine DHBW: Dynamisch

Interview zum Fünfzigsten mit Prof. Dr. Hulusi Bozkurt

50 Jahre Duales Studium – 49 Jahre Maschinenbau: Der Evergreen unter den Studienangeboten an der DHBW Mannheim schafft es seit seinem Start 1975 stets up to date zu sein. Hier treffen klassische Maschinenbau-Disziplinen auf moderne Kompetenzen zu zukunftsrelevanten Themen wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Prof. Dr. Hulusi Bozkurt ist Professor, Studiengangsleiter und Studiendekan im Maschinenbau und weiß, wie man Studierende ideal auf die globalen Herausforderungen des Ingenieurwesens vorbereitet. Seit 2013 ist der "Techniker durch und durch" an der DHBW Mannheim und treibt mit stets neuen Impulsen in Lehre und Forschung, internationalen Projekten sowie einem wachen Blick für Trends und Anforderungen aus der Industrie die Erfolgsgeschichte des Studiengangs voran.

In unserer Reihe "Meine DHBW | Meine Story" zum 50. Geburtstag des dualen Studiums in Mannheim berichtet Prof. Bozkurt von persönlichen Erlebnissen und Highlights an der DHBW Mannheim, warum es ihn erfüllt, Professor an unserer Hochschule zu sein und was das Geheimrezept seines erfolgreichen Studiengangs ist.

 Was begeistert Sie an der Dualen Hochschule und an Ihrem Job?

Mich begeistert vor allem die enge Verbindung zwischen Theorie und Praxis. Und die familiäre Atmosphäre! Wir kennen die Studierenden beim Namen und können individuell auf ihre Bedürfnisse eingehen. So können wir auch die Entwicklung der Studierenden aus der Nähe miterleben und begleiten, was mir sehr viel Freude bereitet. Es ist immer wieder beeindruckend, wenn ich die Studierenden während ihrer Bachelor-Arbeit in ihren Unternehmen besuche und sehe, dass sie nicht wie Berufseinsteiger*innen, sondern bereits als erfahrene Fachkräfte agieren. Die Praxiserfahrung der Studierenden zeigt sich auch in den Vorlesungen: Sie sind keine Monologe, sondern ein interessanter Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden. Das macht die Lehre dynamisch und spannend.

Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe dafür, dass die Duale Hochschule so erfolgreich ist?

Der Erfolg der Dualen Hochschule beruht auf der harmonischen Zusammenarbeit aller Beteiligten – ähnlich wie bei einem gut eingespielten Orchester. Kleine Kursgrößen fördern den persönlichen Austausch und einen lebendigen Dialog zwischen Dozierenden und Studierenden, was die Lernqualität erheblich steigert.

Die Dualen Partner tragen aktiv zur Weiterentwicklung der Studieninhalte bei und sorgen dafür, dass die Inhalte der Praxisphasen stets den aktuellen Anforderungen der Industrie entsprechen. Unsere Dozierenden bereichern die Lehre nicht nur mit wissenschaftlicher Expertise, sondern auch mit umfangreicher praktischer Erfahrung.

Der kontinuierliche Austausch und die enge Zusammenarbeit zwischen Hochschule, Dualen Partnern, Dozierenden und Studierenden gewährleisten, dass das Studium an der DHBW praxisnah und aktuell bleibt.

Der Studiengang Maschinenbau besteht seit 1975 an der DHBW Mannheim, ist also im 2. Jahr der damaligen Berufsakademie an den Start gegangen. Bis heute ist er sehr erfolgreich: Er ist der zweitgrößte Studiengang in der Fakultät Technik und am ganzen Mannheimer Standort an Platz 3. Was ist sein Geheimrezept?

Das Erfolgsgeheimnis liegt in mehreren Schlüsselelementen, die seit Jahrzehnten kontinuierlich weiterentwickelt und gepflegt werden. Entscheidende Faktoren sind die langjährige Erfahrung und Tradition des Studiengangs, die sich in einer bewährten und dennoch dynamischen Ausbildungsstruktur widerspiegeln. Diese Struktur ermöglicht es uns, die Bedürfnisse der Studierenden und der Industrie gleichermaßen zu erfüllen.

In enger Absprache mit unseren Dualen Partnern in Arbeitskreisen werden Studieninhalte bestimmt und strategische Ziele des Maschinenbaustudiums definiert. Dadurch stellen wir sicher, dass unser Studium immer auf dem neuesten Stand (der Technik) ist. Die Studierenden haben nicht nur das Rüstzeug des klassischen Maschinenbaus in ihren Rucksäcken, sondern auch moderne Kompetenzen rund um Digitalisierung, Nachhaltigkeit und interdisziplinäre Zusammenarbeit. Dies wird durch praxisorientierte Projekte und aktuelle Forschungsthemen gefördert, die direkt in die Vorlesungen integriert werden.

Was ist die besondere Herausforderung im Maschinenbau, um dem Fachkräftemangel zu begegnen?

Vor kurzem habe ich die Ergebnisse einer Umfrage des VDMA gelesen, wonach jedes zweite Unternehmen im Maschinenbau vom Fachkräftemangel betroffen ist. Diese Tatsache unterstreicht die Dringlichkeit, gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um dieser Herausforderung wirksam zu begegnen.

In diesem Zusammenhang ist es entscheidend, die Studieninhalte kontinuierlich an die sich rasch verändernden Anforderungen anzupassen. An der DHBW haben wir bereits auf den Digitalisierungstrend im Maschinenbau reagiert und bieten spezialisierte Veranstaltungen und Labore an, die auf Industrie 4.0, Künstliche Intelligenz und digitale Transformation fokussiert sind. Im Rahmen des Forschungsclusters AddLab für digitale Fertigung können Studierende moderne Technologien wie additive Fertigung kennenlernen und anwenden. Darüber hinaus legen wir großen Wert auf interdisziplinäre Kompetenzen. Unsere Studierenden haben die Möglichkeit, bei internationalen Austauschprogrammen Auslandserfahrungen zu sammeln und sich in Bereichen wie Nachhaltigkeit weiterzubilden.

Die Herausforderung besteht also darin, das Studium an die aktuellen und zukünftigen Bedürfnisse der Industrie anzupassen und es gleichzeitig für junge Menschen, die eine Karriere im Maschinenbau anstreben, attraktiv zu gestalten.

Seit über 10 Jahren begleiten Sie Studierende auf ihrem Weg ins Berufsleben und bleiben oftmals auch bis nach dem Studium in Kontakt. Welche Karrierewege haben Sie schon beobachten können?

Die DHBW ist eine große und tolle Familie. Sehr oft begegne ich erfolgreichen Ingenieur*innen, die früher bei uns studiert haben und heute Innovationen vorantreiben. Es ist für mich sehr erfüllend, wenn ehemalige Studierende zurückkommen, um ihre Expertise als Lehrbeauftragte an unserer Hochschule weiterzugeben und mit uns zusammen die Lehre zu gestalten. Eine bemerkenswerte Überraschung erlebte ich jedoch bei unserem letzten Maschinenbau-Alumnitreffen: Ein Student, dessen Abschluss noch nicht allzu lang her ist, stand dort mit abgeschlossenem Master und einer Promotion als Dr.-Ing. Zudem hat er erfolgreich ein Start-up gegründet, das mit einem Preis ausgezeichnet wurde.

Es ist ein wunderbares Gefühl für mich, Teil eines Teams zu sein, das die nächste Generation von Ingenieur*innen qualifiziert und sie auf ihrem Weg zu erfolgreichen Karrieren unterstützt.

Sie haben eine sehr aktive Kooperation mit der Deutsch-Türkischen Universität in Istanbul angestoßen. Warum können Studierende von so einer Kooperation profitieren?

Seit 2017 unterrichte ich im Rahmen eines DAAD-geförderten Programms an der Türkisch-Deutschen Universität in Istanbul. Diese Kooperation bietet Studierenden eine einmalige Chance, ihre Projekte in internationalen Teams zu realisieren, ähnlich wie in globalen Unternehmen. Sie entwickeln dabei nicht nur technische Fähigkeiten, sondern auch soziale Kompetenzen wie Teamarbeit, Selbstständigkeit und Entscheidungsfähigkeit. Das Besondere daran: Die "Hochzeit" der Produkte, also die finalen Entwicklungsphasen, finden abwechselnd in Istanbul und Mannheim statt. Diese Praxis fördert interkulturelle und sprachliche Fähigkeiten und bereitet die Studierenden optimal auf die globalen Herausforderungen der Ingenieurwelt vor.

Was waren Ihre persönlichen DHBW-Highlights?

Die Umsetzung des "Konstruktionsentwurfs 4.0" zusammen mit meinem Kollegen Prof. Markus Voß. Dieses innovative Lehrkonzept ermöglichte es den Studierenden in der Lehrveranstaltung "Konstruktionslehre", eigenständig Entwicklungsaufgaben zu bearbeiten und ihre Produkte nicht nur zu entwerfen, sondern auch zu bauen und zu testen.

Es war erfüllend, zu sehen, wie die Studierenden ihre kreativen Ideen in die Tat umsetzten, sei es bei Projekten wie der elektronischen Feststellbremse, einer Paketdrohne, einer elektrifizierten Kaffeemühle, einem automatischen Sprinklersystem, einer innovativen Bag-in-Box-Dichtung und vielen anderen Entwicklungen. Die Möglichkeit, dass die Funktionalität ihrer Produkte ein maßgeblicher Indikator für den Erfolg ihrer Entwicklungsaufgabe war, hat das Lernen und die Bewertung in einem realen Kontext bereichert.

Jedes Mal, wenn wir die erfolgreich umgesetzten Produkte begutachten konnten, war es ein Höhepunkt unserer Lehrtätigkeit. Diese Erfahrungen haben gezeigt, wie wichtig praxisnahe Lehrmethoden sind, um die Studierenden bestmöglich auf ihre zukünftigen beruflichen Herausforderungen vorzubereiten und ihre innovativen Fähigkeiten zu fördern.

Was ist Ihr Lieblingsplatz an der DHBW Mannheim?

Der Vorlesungsraum! Hier kann ich mein Wissen vermitteln, mich mit jungen Menschen austauschen und ihre Entwicklung und Begeisterung für das Lernen hautnah miterleben. Es ist ein Ort, an dem nicht nur Wissen weitergegeben wird, sondern auch kreative Ideen und neue Perspektiven entstehen.

Doch wenn die notwendige "Flüssigkeit" – Kaffee – fehlt, findet sich ein anderer wunderbarer Rückzugsort. Ein charmantes Café, nur durch eine Straße von der DHBW getrennt, wird oft zu einem weiteren Lieblingsplatz. Hier kann ich in lockerer Atmosphäre mit Kolleg*innen plaudern, Gedanken austauschen und neue Energie tanken.

Was wünschen Sie dieser Hochschule für die nächsten 50 Jahre?

Für die nächsten 50 Jahre wünsche ich meiner Hochschule, dass sie weiterhin ein Ort des Wissens und der Inspiration bleibt. Sie soll nicht nur exzellente Bildung bieten, sondern auch führend in der Lösung komplexer gesellschaftlicher und technologischer Herausforderungen werden.

Ich wünsche mir, dass die Hochschule eine Vorreiterrolle in der Integration von Nachhaltigkeit und Umweltschutz in Lehre, Forschung und Praxis einnimmt und dabei Standards setzt, die weltweit Maßstäbe für eine verantwortungsvolle und zukunftsfähige Entwicklung sind. Durch eine starke Betonung auf interkulturelle Bildung und internationale Partnerschaften soll sie Studierende auf eine globalisierte Welt vorbereiten.

Vielen Dank und alles Gute, Herr Prof. Bozkurt!

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