Mit Studierenden andere Perspektiven gewinnen

Dr. Sarah Staub ist neue Maschinenbau-Professorin

„Schlagenlinienförmig“ beschreibt Frau Prof. Dr.-Ing. Sarah Staub ihren Werdegang, aber in der Rückschau wird sichtbar, wie gut alles zueinander passte – und dass alles seine Zeit brauchte. Gestartet hat sie an der TU Kaiserslautern mit einem Studium in Technomathematik, einem Fach, das Angewandte Mathematik, Informatik und Ingenieurwissenschaften vereint. Trotz des „Angewandten“ in der Mathematik war es ihr ein bisschen zu trocken, doch es weckte ihre Begeisterung für Informatik und Maschinenbau, in dem sie nach ihrem Diplom in Technomathematik sogar an der TU promovierte. Begleitet wurde diese Phase auch von der Lehre – ganz klassisch universitär in einem Hörsaal gefüllt mit mehr als 500 Menschen, was ihr überhaupt nicht zusagte. Dafür aber eine Stelle am gegenüberliegenden Fraunhofer Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik (ITWM). 10 Jahre lang war Prof. Dr. Sarah Staub dort tätig, zuletzt als Teamleiterin „Vliesstoffe“ mit Schwerpunkten auf Festkörpermechanik, Mikrostruktur- und Multiskalensimulation sowie Simulation von Verbundwerkstoffen und porösen Medien. Seit 1. April 2021 ist sie nun Professorin im Maschinenbau an der DHBW Mannheim, wo sie ihre Erfahrungen und ihr tiefes Wissen aus dem Bereich Simulationstechnik ideal einbringen kann.  

Herzlich willkommen, Frau Prof. Dr.-Ing. Sarah Staub. Erlauben Sie uns einen Einblick in Ihren Weg bis an unsere Hochschule. Was hat Sie dazu bewegt, die Professur an der DHBW Mannheim anzunehmen?

Vielen Dank! Ich freue mich sehr, hier zu sein. Während meiner Promotion an der TU Kaiserslautern habe ich bereits Lehrerfahrungen sammeln können. Doch in einem riesigen Hörsaal frontal zu lehren, ohne Feedback von den Studierenden, immer wieder nur das gleiche Wissen abspulend, hat mir nicht gefallen – eine Professur kam für mich also nicht infrage. Die DHBW Mannheim habe ich schon im Laufe meiner Fraunhofer-Zeit aus unterschiedlichen Perspektiven kennengelernt. Einerseits als Betreuerin von dual Studierenden in ihren Praxisphasen, denn Fraunhofer ist Dualer Partner der DHBW Mannheim. Außerdem hatte ich bei Fraunhofer Kolleg*innen, die hier Lehraufträge hielten. Ich selbst dann auch, zunächst beim CAS und dann in Vertretung von Herrn Prof. Schulz, den ich noch aus seiner Zeit bei Fraunhofer kannte. Während seines Kanada-Aufenthaltes habe ich 2 seiner Kurse übernommen und war ein Semester lang 2-3 x pro Woche am Campus Coblitzallee. In dieser Zeit habe ich erkannt, dass Lehre doch Spaß machen kann. Und da die DHBW Mannheim sehr familienfreundliche Arbeitsbedingungen hat und eine für mich perfekt passende Stelle im Maschinenbau ausgeschrieben hatte, habe ich die Gelegenheit ergriffen und mich beworben.

Waren also die Studienbedingungen in kleinen Gruppen und die Familienfreundlichkeit an der DHBW Mannheim entscheidend für Ihren Schritt?

Genau. Die Arbeitsweise bzw. individuelle Zusammenarbeit mit den Studierenden hat mich überzeugt: In kleinen Gruppen, nicht anonym, das macht mir sehr viel Freude. Und es kommt erstaunlich viel Input von den Studierenden. Dadurch lerne ich, aber auch die Gruppe, immer wieder neue Sichtweisen auf ein Thema kennen. Sie bringen aus ihrem Arbeitsalltag neue Fragestellungen und Aspekte mit, die die Lehrsituation sehr bereichern. Die Familienfreundlichkeit an der DHBW war ebenfalls ein Pro-Argument. Ich bin zwar sehr reisebegeistert, aber mit 3 Kindern – ein Kind ist auch noch im Säuglingsalter – ist es auf Dauer sehr herausfordernd, viel unterwegs zu sein – und das musste ich bei meiner vorherigen Stelle, in der ich sehr viel Kundenkontakt hatte.

Welche Veranstaltungen bieten Sie an?

Ich habe bereits in meiner Elternzeit im Oktober Kurse im 1. Semester als Lehrauftrag übernommen und betreue diese nun als Professorin. Dazu gehören Vorlesungen in Mechanik, Festigkeitslehre sowie Informatik und ein Mathematik-Tutorium. Ich freue mich auch schon auf die Inhalte, die ich beim Fraunhofer-Institut vertieft behandelt habe, z. B. Numerik und Simulationstechnik. Das sind große Themen im Maschinenbau, der immer stärker digitalisiert wird. Manche Branchen agieren da noch etwas zurückhaltend, obwohl es ein riesiges Potenzial für die Unternehmen birgt. Umso wichtiger ist es, dass die Studierenden dieses junge Wissen in ihre Unternehmen tragen, mit Software Tools umgehen können und das breite Grundlagenwissen haben, um die Anwendungsfälle dafür zu erkennen.

Haben Sie sich für Ihre Professur ein bestimmtes Ziel gesetzt?

Während meiner Fraunhofer-Zeit habe ich gelernt, stets offen zu bleiben. Offen für neue Themen, für neue Aspekte eines Sachverhalts, für neue Sichtweisen auf ein Problem, aber auch für unterschiedliche Branchen – von Automobil und Flugzeugbau bis hin zur Medizin habe ich dort einiges kennengelernt und mich nicht nur auf eine Facette konzentriert. Diese Offenheit möchte ich gern beibehalten und sie meinen Studierenden vermitteln. Die interaktive Lehre an der DHBW Mannheim bietet dafür sehr gute Voraussetzungen. Und die Studierenden sind sehr aktiv, was mich natürlich sehr freut. Sie bringen sich selbst und Herausforderungen, die ihnen in den Praxisphasen begegnen, ein, wodurch die Lehre noch lebendiger wird. Insbesondere in den Informatik-Vorlesungen ist mir aufgefallen, dass die Studierenden die Möglichkeiten der Online-Lehre nutzen, um sich gemeinsam weiterzuentwickeln, und dadurch auch erst den Mehrwert Online-Lehre erkennen. Was ich methodisch gern mal ausprobieren würde, sind neue Lehrkonzepte, wie z. B. inverted classroom, um die Selbstständigkeit der Studierenden noch etwas mehr zu fördern: Sie bereiten einzelne Lehrinhalte zuhause vor und diese werden dann in der Stunde besprochen.

Wie planen Sie für Ihre Forschungstätigkeit?  

Wenn ich mich an der DHBW Mannheim eingelebt habe, würde ich mich tiefer mit dem Thema Simulation von porösen Materialien beschäftigen. Genauso wie die Anwendungen im und für den Maschinenbau sich entwickeln, möchte ich das auch. Und schließlich gibt es immer wieder neue Anwendungsfälle, z. B. Wasserstoff und Brennstoffzellen, worin hier an der DHBW auch schon intensiv geforscht wird.

Haben Sie einen Tipp für ein erfolgreiches Studium?

Meinen Studierenden möchte ich den Tipp geben, sich immer auszutauschen und sich nicht allein an einem Problem zu verbeißen. Egal ob miteinander oder mit den Professor*innen, sich trauen und Fragen zu stellen halte ich im Studium, aber auch im Berufsleben, für sehr wichtig. Eine Sache, die insbesondere im Laufe der Online-Lehre sichtbar geworden ist: Bei den Noten gibt es fast keine Mitte mehr, nur noch sehr gute oder schlechte. Mit mehr Austausch könnte das wieder ausgeglichen werden.

Gibt es etwas, dass Sie Ihren Studierenden außerhalb der Lehre auf den Weg geben möchten?

Ganz nach Pippi Langstrumpfs „Lass dich nicht unterkriegen. Sei wild, frei und wunderbar!“ möchte ich ihnen Mut machen, etwas neues oder anderes zu machen, wenn sie sich in ihrer Situation nicht gut fühlen. In eine andere Richtung zu gehen und, auch hier, offen für neues zu sein, ist ok. Und das kann ganz unterschiedlich gestaltet sein – ich hatte bisher z. B. auch schon 2 Studierende, die über 40 waren und sich noch einmal für ein duales Studium entschlossen hatten. Aber in der Regel sind unsere Studierenden noch sehr jung und auch wenn man sehr zielgerichtet ist, kann man nicht alles durchplanen. Meistens kommt es anders, als man ursprünglich gedacht hatte.

Was machen Sie, wenn Sie nicht arbeiten?  

Momentan bleibt neben Familie, Homeschooling und dem neuen Job nicht mehr viel Zeit für meine Hobbies. Aber ich fahre gern Fahrrad oder mache Sport im Fitnessstudio, treffe gern Freunde auf ein geselliges Gläschen Wein oder kümmere mich um unseren Garten.

Vielen Dank und alles Gute, Frau Prof. Dr. Staub!